Wer kann Sünden vergeben

M. Török, 25.01.2009

Johannes 20:21- 23 Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Gleichwie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. 22 Und da er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmet hin den heiligen Geist! 23 Welchen ihr die Sünde erlasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.

Matthäus 9:2-8 Und siehe, da brachten sie zu ihn einen Gichtbrüchigen, der lag auf einem Bette. Da nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gichtbrüchigen: Sei getrost, mein Sohn; deine Sünden sind dir vergeben. 3 Und siehe, etliche unter den Schriftgelehrten sprachen bei sich selbst: Dieser lästert Gott. 4 Da aber Jesus ihre Gedanken sah, sprach er: Warum denkt ihr so Arges in euren Herzen? 5 Welches ist leichter: zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Stehe auf und wandle? 6 Auf dass ihr aber wisset, dass des Menschen Sohn Macht habe, auf Erden die Sünden zu vergeben (sprach er zu dem Gichtbrüchigen): Stehe auf, hebe dein Bett auf und gehe heim! 7 Und er stand auf und ging heim. 8 Da das Volk das sah, verwunderte es sich und pries Gott, der solche Macht den Menschen gegeben hat.

Jesaja 43:25 Ich, ich tilge diene Übertretungen um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht.

Lukas 5:21 Und die Schriftgelehrten und Pharisäer fingen an, zu denken und sprachen: Wer ist er, dass er Gotteslästerungen redet? Wer kann Sünden vergeben denn allein Gott?

Lukas 6:37 Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammet nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebet, so wird euch vergeben.

1Johannes 2:12 „Liebe Kindlein, ich schreibe euch, daß euch die Sünden vergeben werden durch seinen Namen."

Kolosser 3:13 ...und vertrage einer den andern, und vergebet euch untereinander, so jemand Klage hat wider den andern; gleichwie Christus euch vergeben hat, also auch ihr.

Lukas 24:45-47 Da öffnete er ihnen das Verständnis, dass sie die Schrift verstanden, 46 und sprach zu ihnen: Also ist's geschrieben, und also musste Christus leiden und auferstehen von den Toten am dritten Tage 47 und predigen lassen in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden unter allen Völkern und anheben zu Jerusalem.

2Korinther 5:18-19 Aber das alles von Gott, der uns mit ihm selber versöhnet hat durch Jesum Christum und das Amt gegeben, das die Versöhnung prediget. 19 Denn Gott war in Christo und versöhnete die Welt mit ihm selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung.

 

(Luthersübersetzung)

Die Sünden kann nur Gott selbst vergeben (Jes 43:25, Luk 5:21). Das war im Judentum ein ganz eindeutiges und allgemein anerkanntes Faktum. Die Tat Jesu, wenn er dem mit dem Schlag getroffenen Mann seine Sünden vergeben hatte, erweckte darum in den Meinungen der Schriftgelehrten eine heftige Reaktion (Matth 9:2-8). Warum tat das Jesus? Gerade darum, damit er zeigte, dass er kein gewöhnlicher Mensch, sondern Gott ist, der als der einzige die Macht hat, Sünden zu vergeben. Und das zu belegen, wandte er gleich seine Macht auch zur Heilung des Mannes an, damit niemand das so auslegt, dass jedermann von Menschen Sünden vergeben kann.

 

Wie können wir also die Situation erklären, wenn Jesus in dem 20. Kapitel des Johannes Evangeliums seine Jünger schickt und ihnen wörtlich sagt: „Welchen ihr die Sünde erlasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten." Ist das wirklich so, wie es beim ersten Anblick aussieht, also dass er ihnen die Autorität übergab, den Menschen Sünden zu vergeben oder nicht zu vergeben? Und zwar über ihr Leben oder ihren Tod zu entscheiden?

 

Entscheidend nicht!

 

Johannes schreibt um eine Reihe der Jahre später: „Liebe Kindlein, ich schreibe euch, dass euch die Sünden vergeben werden durch seinen Namen." (1Joh 2:12). Also er sagt nicht, dass er Sünden vergibt - sondern dass die Sünden „durch seinen Namen vergeben werden." An einer anderen Stelle fordert die Heilige Schrift die Jünger auf, dass sie den Dienst der Versöhnung tragen, dass sie Menschen mitteilen, dass es möglich (und nötig) ist, den Sündenerlass zu gewinnen, und auch wie das möglich ist. Also, durch Versöhnung mit Gott, durch Empfang des Opfers vom ausgegossenen Blut Jesu Christi. Und nicht solcherweise, dass die Apostel oder andere Diener selbst anderen Leuten ihre Sünden vergeben (2Kor 5:18, Luk 24:45-47). Diesen Dienst meinte Jesus, wenn er die Apostel in den Dienst entsandte. An keiner anderen Stelle der Heiligen Schrift finden wir so etwas, was nur im geringen das bezeugte, dass Gott dem Menschen so grundsätzliche Autorität zum Sündenerlass anvertraut hat.

 

Kein Mensch darf also Sünden vergeben. Wer das Gegenteil behauptet, handelt zuwider der Heiligen Schrift und beschädigt sehr die Leute, die sich darauf anlehnen, dass das die betreffende Person tun darf. Wenn die Leute wirklich solche Kraft, Sünden zu erlösen, hätten, würde das einen unreinen Handel mit menschlichem Verlangen nach dem ewigen Leben bringen. Das würde eine riesige Macht der „Ausgewählten" über dem Leben und Tod von Menschen bringen. Gott aber kennt den Menschen und weiß, dass der Mensch nicht schaffen würde, diese Macht nicht zu missbrauchen. Darum ist solch eine Auslegung der Jesu Worte aus dem 20. Kapitel des Evangeliums von Johannes, dass Jesus seinen Jüngern eine wirkliche Autorität über dem Leben und Tod der Menschen gegeben hat, zweckgebunden und ganz irrtümlich.

 

Wirkliche Vergebung der Sünden ist mit Jesu Blutausgießung und gegenseitiger Versöhnung der Leute verbunden (Kol 3:13, Luk 6:37 usw.). Die Schrift sagt, dass wir gegenseitig vergeben sollen, das heißt, dass wir Verstoß anderer Leute gegen unsere eigene Person vergeben dürfen und auch sollen. Das ist aber etwas ganz anderes, als der Sündenerlass als solcher. Vergebung dieser Verstöße ist aber nicht das Hauptthema dieser Lehre. Die Entscheidung über Vergebung oder Nichtvergebung der Sünden in der Beziehung zu Gott gehört für immer nur Ihm. Sich nur an Gott mit der Bitte um Sündenerlass zu wenden und von Ihm ihn zu erwarten, hat den wirklichen Sinn.

Das ist also die tatsächliche Berufung, zu der Jesus seine Jünger und beziehungsweise seine Kirche berufen hat, allen die gute Nachricht darüber zu bringen, wie man den Sündenerlass gewinnen kann und was das für das Menschenleben bedeutet. Das ist die Macht, die Sünden zu erlassen oder zu behalten, wovon das 20. Kapitel des Johannes Evangeliums spricht. Ob sie predigen, was sie predigen sollen und ob sie die biblische Ordnung bewahren oder nicht.

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