Wer ausser Gott kann Sünden erlösen

M. Török, 17.02.2005

Johannes 20:21-23 Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Gleichwie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. 22 Und da er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmet hin den Heiligen Geist! 23 Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.


Matthäus 9:2-7 Und siehe, da brachten sie zu ihm einen Gichtbrüchigen, der lag auf einem Bett. Da nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gichtbrüchigen: Sei getrost, mein Sohn; deine Sünden sind dir vergeben. 3 Und siehe, etliche unter den Schriftgelehrten sprachen bei sich selbst: Dieser lästert Gott. 4 Da aber Jesus ihre Gedanken sah, sprach er: Warum denkt ihr so arges in euren Herzen? 5 Welches ist leichter: zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Stehe auf und wandle? 6 Auf das ihr aber wisset, dass des Menschen Sohn Macht habe, auf Erden die Sünden zu vergeben (sprach er zu dem Gichtbrüchigen): Stehe auf, hebe dein Bett auf und gehe heim! 7 Und er stand auf und ging heim.

Matthäus 18:27-35 Da jammerte den Herrn des Knechtes, und er ließ ihn los, und die Schuld erließ er ihm auch. 28 Da ging derselbe Knecht hinaus und fand einen seiner Mitknechte, der war ihm hundert Groschen schuldig; und er griff ihn an und würgte ihn und sprach: Bezahle mir, was du mir schuldig bist! 29 Da fiel sein Mitknecht nieder und bat ihn und sprach: Habe Geduld mit mir; ich will dirs alles bezahlen. 30 Er wollte aber nicht, sondern ging hin und warf ihn ins Gefängnis, bis dass er bezahlte, was er schuldig war. 31 Da aber seine Mitknechte solches sahen, wurden sie sehr betrübt und kamen und brachten vor ihren Herrn alles, was sich begeben hatte. 32 Da forderte ihn sein Herr vor sich und sprach zu ihm: Du Schalksknecht, alle diese Schuld habe ich dir erlassen, dieweil du mich batest; 33 solltest du denn dich nicht auch erbarmen über deinen Mitknecht, wie ich mich über dich erbarmt habe? 34 Und sein Herr ward sehr zornig und überantwortete ihn den Peinigern, bis dass er bezahlte alles, was er ihm schuldig war. 35 Also wird euch mein himmlischer Vater auch tun, so ihr nicht vergebt von eurem Herzen, ein jeglicher seinem Bruder seine Fehler.

 

(Luthersübersetzung)

Jesus Erklärung, die wir in dem zwanzigsten Kapitel von Johannes Evangelium lesen, ist sehr stark. Vermeintlich wird hier davon gesprochen, dass Menschen in so grundlegender Sache, wie Erlösung der Sünde ist, Gott vertreten können. Wem hat Jesus also eigentlich diese famose Kompetenz erteilt? Und hat er sie überhaupt jemandem erteilt?

Das Gottes Wort ist ein harmonisches Ganzes ohne Widersprüche und Gegensätze. Jede Erklärung, die wir dort finden, ist an einer anderen Stelle mit einer ergänzenden oder bestätigenden Erklärung unterstützt. Ist es nicht so, oder gelingt es uns nicht, solche bestätigende Stelle zu finden, heißt das nicht, dass die Schrift selbst mit sich im Widerspruch ist, sondern das, dass wir in der Zeit nicht fähig sind, diese Problematik zu verstehen. In diesem Fall müssen wir dieses Faktum anerkennen und uns nicht bemühen, auf Grund einer isolierten Erklärung eine Lehre zu bilden, oder uns für die Lösung woandershin - zum Beispiel an die Philosophie oder Mythologie zu wenden. Das Resultat solcher Bemühung wird nämlich fast gewiss eine Irrlehre.

Ganze Geschichte ist darauf gerichtet, dass Leute in das Gottesreich eintreten können. Dazu ist absolut notwendig den Sündenerlass zu gewinnen, denn die nicht vergebene Sünde verwehrt sicher dem Menschen den Eintritt in das ewige Leben. Der Sündenerlass ist also eine Frage von Leben und Tod. Der Zustand, wann ein Mensch den Sündenerlass und also auch Zutritt in das ewige Leben erteilen würde, würde durchaus im Prinzip das ganze Evangelium ändern. Dann nicht Gott, sondern ein Mensch würde, und nicht auf der Basis der Buße, sondern nach gegenseitiger Absprache mit dem Sünder über seinen Sein und Nichtsein entscheiden. Und wer unter den Leuten könnte diese Erlösung erteilen? Jeder? Oder nur jemand? Und welche Qualifikationsvoraussetzungen müsste er erfüllen? Darum kann man in der so wichtigen Frage, wie der Sündenerlass ist, nicht nur mit einer Stelle der Heiligen Schrift auskommen.

Darum ist nicht überraschend, dass bis zur Erklärung in Johannes 20 niemals früher in der Geschichte (wenn wir von der einzigen, für solche Fälle rechtsgültigen Quelle, der Heiligen Schrift, ausgehen) nicht eine Andeutung dessen gibt, dass Leute statt Gott Sünden vergeben können. Es wird aber im Gegenteil sehr deutlich an vielen Stellen des Gottes Wortes gesagt, dass Sünden gerade und nur Gott erlösen kann.

 

Der Beispiel, der das bestätigt, ist auch die Geschichte des Kranken, den seine Freunde bis zum Jesus durch das Dach des Hauses, in dem er gerade weilte (Matth 9:2-7), herunterlassen haben. Jesus erteilte ihm statt erwarteter Heilung den Sündenerlass. Das erweckte unter den Anwesenden eine Panik. „Die Sünden kann doch nur Gott erlösen!" klang in ihren Herzen. Und gerade darum hatte das Jesus gemacht, damit er bewies, dass er Gott ist. Und zum Beweis, dass er das sagen kann, hat er unmittelbar darauf den Kranken geheilt. Das beweist also, dass nicht der Mensch, sondern nur Gott das Recht hat, die Sünden zu erlösen.

In Matthäus 18:35 ruft uns das Gottes Wort vermeintlich, dass wir den Menschen vergeben. Aber auch diese Stelle spricht nicht davon, dass der Mensch die Sünden als solche erlösen kann. Es ruft uns nur dazu auf, dass wir in unserem Herzen den Leuten vergeben, die sich gegen uns versündigt haben. Das Nichtvergeben kann nämlich verursachen, dass das Tor in das Gottes Reich für den Menschen, der nicht vergeben hat, geschlossen bleibt.

Trotz der Erklärung von Johannes 20:21-23 kann man also mit Sicherheit aufklären, dass nur Gott die Sünden erlöst. Man kann zur Ermunterung konstatieren, dass Sünden den wirklich gläubigen Leuten erlöst sind, weil das Gottes Wort davon ganz klar und an vielen Stellen spricht. Außerdem vergeben wir den Leuten, die sich gegen uns versündigt haben. Wir vergeben aber nur in unseren Herzen. Niemals können wir ihnen den Sündenerlass erteilen, der ihnen den Eintritt in den Himmel ermöglichen wird. Wer sich das Recht aneignet, der die Leute in solchen Irrtum führt, der für sie fatale Folgen haben kann.

Die Aufgabe der Menschen ist also nicht Sünden zu erlösen, sondern nur den anderen das Evangelium zu predigen - die gute Nachricht davon, dass es möglich und nötig ist, sich mit Gott zu versöhnen und dank dem von ihm den Sündenerlass und somit das ewige Leben zu bekommen. Die eigene Erlösung muss aber zwischen Gott und dem Menschen, nicht mit Hilfe eines anderen Menschen erfolgen.

 

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