Matth. 6:9-34 9 Darum sollt ihr also beten: Unser Vater in dem Himmel! Dein Name werde geheiligt. 10Dein Reich komme. Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel. 11Unser täglich Brot gib uns heute. 12Und vergib uns unsere Schuld, wie wir unseren Schuldigern vergeben. 13Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. 14Denn so ihr den Menschen ihre Fehler vergebet, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben, 15Wo ihr aber den Menschen ihre Fehler nicht vergebet, so wird euch euer Vater eure Fehler auch nicht vergeben. 16Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer sehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Angesicht, auf dass sie vor den Leuten scheinen mit ihrem Fasten. Wahrlich ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin. 17Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Angesicht, 18auf dass du nicht scheinest vor den Leuten mit deinem Fasten, sondern vor deinem Vater, welcher verborgen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten öffentlich. 19Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, da sie die Motten und der Rost fressen und da die Diebe nachgraben und stehlen. 20Sammelt euch aber Schätze im Himmel, da sie weder Motten noch Rost fressen und da die Diebe nicht nachgraben noch stehlen. 21Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz. 22Das Auge ist des Leibes Licht. Wenn dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib licht sein; 23ist aber dein Auge ein Schalk, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein! 24Niemand kann zwei Herren dienen: entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. 25Darum sage ich euch: Sorget nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet, auch nicht für euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr denn Speise? und der Leib mehr denn die Kleidung? 26Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie? 27Wer ist aber unter euch, der seiner Länge eine Elle zusetzen möge, ob er gleich darum sorgt? 28Und warum sorget ihr für die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. 29Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist wie derselben eins. 30So denn Gott das Gras auf dem Felde also kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr euch tun, o ihr Kleingläubigen? 31Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden? 32Nach solchem allem trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr des alles bedürfet. 33Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen. 34Darum sorgt nicht für den andern Morgen; denn der morgende Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe.
(Luthersübersetzung)
In dem sechsten Kapitel des Evangeliums von Matthäus lehrt Jesus zuerst das Gebet (Matth. 6:9-34) und dann erklärt er einige Punkte dieses Gebetes. Den größten Teil dieser Rede nimmt die Lehre von materieller Versorgung ein (im Zusammenhang mit dem Vers 11 des Gebetes). Jesus sagt hier den Juden, die die Schrift und hunderte Jahre der Erfahrungen mit Gott hatten, dass sie nicht für ihre materielle Versorgung sorgen sollen. Sie sollten wissen, dass ihr Gott sie betreut. Weiter gibt Jesus ein Beispiel, wie Gott auch Vögel und Pflanzen betreut. Er betreut sie nur darum, dass er sie schöpfte. Die Menschen konnten auf diese Worte Jesu so reagieren, dass sie nicht solchen Vergleich hören brauchen, weil sie wissen, dass Gott ebensolcher ist.
Also er zeigt ihnen, dass das Wesen des Gottesdienstes nicht die Erwerbung der Gottes Gunst ist. Nach dieser Art denken die Heiden. Der Gottesdienst der Heiden ist auf die Erwerbung irgendeiner Form der Gunst der Götter - auf die materielle Versorgung, den Frieden u. ä. gerichtet. Jesus sah, dass die umher stehenden Juden heidnisch denken, darum gab er ihnen das Beispiel mit den Vögeln und Pflanzen. Damit sie sehen, dass Gottes Gunst und Versorgung sicher sind.
Den analogen Fall lesen wir in dem sechsten Kapitel des Evangeliums von Johannes. Nachdem Jesus die Menschen mit der Zaubermehrung der Brote gesättigt hatte, suchten ihn die gleichen Menschen am nächsten Tag wieder und er sagt ihnen, dass sie ihn nur darum suchen, dass sie sich satt aßen. Jesus stellt in Gegensatz das Suchen des Gottes Reiches und die Sorgen um die materielle Versorgung oder den materiellen Vorteil.
Sich um die Existenzsicherung nicht sorgen bedeutet nicht in der Armut zu leben und Jesus hat es auch so nicht einmal zufällig gemeint. Das Leben in Armut bringt eine ununterbrochene Angst um den Unterhalt und die Mentalität der Armut mit. Ganz im Gegenteil sagt Jesus, es „wird euch solches alles zufallen" (Matth. 6:33). Gott hat immer so gehandelt. Im Alten Testament sehen wir auch, dass Gott sein Volk betreut hat. In 5. Buch Mose 28 ist in dem ersten Teil des Kapitels der Segen beschrieben, den Gott gibt, wenn ihn das Volk gehorcht - ¾ der Sachen betreffen die materielle Versorgung.
Also was ist das das Suchen des Gottes Reiches? Es ist das Suchen der Wahrheit, Gerechtigkeit, damit der Mensch Gott gefällt. In dem schon erwähnten Evangelium von Johannes (Joh. 6) erschienen einige Menschen, die sich nur für materielle Versorgung interessierten. Wenn Jesus erklärt hatte, dass es sich um etwas anderes handelt, dann ging ganze Reihe der Menschen, die heidnisch nachgedacht hatten, von ihm weg. Dann fragte Jesus die übrigen Jünger, ob sie auch weggehen werden. Sie lehnten es damit ab, dass ER die Worte des ewigen Lebens hat. Die Jünger hatten niemals Mangel, wenn sie Jesus irgendwohin gesandt hatte. Es ist nicht einfach dem Menschen das Evangelium zu verkündigen, der dieses nicht bald versteht.
In Apg. 10 lesen wir von dem Menschen, zu dem Apostel Peter gesandt wurde, um ihm von Jesus Christus zu sagen. Kornelius war kein Jude, aber wenn die Boten zu Peter kamen, sprachen über Kornelius, dass er ein gerechter, gottesfürchtiger Mensch ist (Apg. 10:22). Dieser Mensch wusste lange Zeit vor Peters Besuch gut, worum es sich wirklich handelt. Und Gott hatte dafür gesorgt, dass er das Evangelium hörte und das ewige Leben erwerben konnte.
In Luk. 12:22-40 befindet sich auch die Lehre von dem Zutritt zur materiellen Versorgung. Wir lesen hier das Gelübde, dass die, die auf der ersten Stelle das Gottes Reich suchen, hier auf der Erde gut daran sind.