Stumpfes Gemüt - Folge der Sünde

M. Török, 11.10.2007

2. Korintherbrief 3:13-18 und tun nicht wie Mose, der die Decke vor sein Angesicht hing, dass die Kinder Israel nicht ansehen konnten das Ende des, das aufhört; 14 sondern ihre Sinne sind verstockt. Denn bis auf den heutigen Tag bleibt diese Decke unaufgedeckt über dem Alten Testament, wenn sie es lesen, welche in Christo aufhört; 15 aber bis auf den heutigen Tag, wenn Mose gelesen wird, hängt die Decke vor ihrem Herzen. 16 Wenn es aber sich bekehrte zu dem HERRN, so würde die Decke abgetan. 17 Denn der HERR ist der Geist; wo aber der Geist des HERRN ist, da ist Freiheit. 18 Nun aber spiegelt sich in uns allen des HERRN Klarheit mit aufgedecktem Angesicht, und wir werden verklärt in dasselbe Bild von einer Klarheit zu der andern, als vom HERRN, der der Geist ist.

 

2. Korintherbrief 4:3-4 Ist nun unser Evangelium verdeckt, so ist's in denen, die verloren werden, verdeckt; 4 bei welchen der Gott dieser Welt der Ungläubigen Sinn verblendet hat, daß sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Klarheit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes.

 

(Luthersübersetzung)


Den Menschen - den Ungläubigen und in einigen Fällen auch den Gläubigen - scheinen einige Behauptungen in der Bibel als widerspruchsvoll und gegensätzlich. Noch besser kann man es so beschreiben, dass sie die einzelnen Teile der Schrift verstehen, aber sie sehen in ihrem gegenseitigen Zusammenhang den Widerspruch. Dann stellen sie Fragen, auf die man schwierig antworten kann: Wenn Gott die Welt tadellos erschaffen hat, wie konnte dann der Mensch überhaupt verführt werden und in die Sünde fallen? Oder: Wenn Gott allwissend ist, weiß er genau, was ich wann in der Zukunft mache? Wenn nicht, ist er wirklich immer noch allwissend? Aber wenn ja, wo ist dann meine Freiheit? Und warum ärgert sich Gott, wenn ich das mache, oder warum verhindert er das nicht? Ist er vielleicht nicht allmächtig?

Wie uns Gott selbst bezeugt, sein Wort ist durchaus wahr und es gibt in ihm keinen Widerspruch. Darum glauben wir den einzelnen biblischen Erklärungen, obwohl wir nicht fähig sind, einige zusammen zu verbinden. Also wo brennt es? Ist es nicht eine Äußerung der Unglaube, solche Fragen zu stellen? Und sind wir nicht bloße blinde Nachfolger irgendwelcher Hetzereien?

In 2Kor 3:13-18 schreibt Apostel Paulus, dass das Gemüt der Israeliten war stumpf, empfindungslos, darum verstanden sie manche Sachen nicht. Obwohl sie alle Informationen zur Verfügung hatten und der Messias unter ihnen ging, nicht nur dass sie ihn nicht erkannten, sondern sie töteten ihn gar und verfluchten seine Nachfolger. Paul äußert sich dann davon noch breiter in 2Kor 4:3-4, wo er auch von übrigen Menschen spricht. Der Herr dieser Welt - der Teufel - hat ihr Gemüt verblendet, dass sie nicht Gottes Wahrheiten verstehen und nicht an Christus glauben. Zu dieser Abstumpfung, Verdunkelung des Verstandes kam es sowohl auf der geistlichen Ebene, als auch auf der Ebene der sichtlichen Welt.

Vor dem Verfall des Menschen in die Sünde war die Situation von heute durchaus verschieden. Adam wurde mit ganz „geschliffenem" Gemüt erschöpft, heute würden wir ihn als einen außergewöhnlich allseitig begabten Genius bezeichnen.


Erst später begann sich das Gemüt des Menschen von der Sünde zu verdüstern, und zwar so viel, dass das heute Menschen als ganz normal ansehen (zum Beispiel sehen wir manche Sachen in allgemeinem natürlich als Mangel an Talent, Begabung an). Die Antworten an verschiedene widersprüchliche Fragen existieren, aber unser beschädigtes Gemüt ist nicht fähig sie zu absorbieren. In den oben zitierten Stellen schreibt man, dass es zur Erneuerung des Gemütes gelingt, wenn der Mensch sich zu Gott bekehrt. Hier wird nicht in der ersten Reihe die Erwerbung des verlorenen Talentes gemeint, sondern vor allem die Erwerbung einer neuen Fähigkeit - des Lebens mit Gott.

Es gelingt dabei zu den Änderungen z.B. im Bereich unserer Moral und dank Beseitigung der Sünde wird das Gemüt nicht mehr so abgestumpft. Dann sind wir fähig immer besser die Gottes Wahrheiten zu verstehen. In 2Kor 3:17 spricht man von der Freiheit. Das heißt nicht, dass wir, was wir wollen, machen können. Hier spricht man gerade von dieser Befreiung des Herzens von dem Stumpfsinn. Es ist nötig, in den Spiegel des Gottes Wortes zu schauen und die Angelegenheiten um uns herum mit dem Bild, das uns Gott vorlegt, ununterbrochen zu konfrontieren. Desto besser verstehen wir dann die Angelegenheiten und können wir verschiedene biblische Erklärungen in den Zusammenhang bringen.

In 1Kor 2:9-11 ist geschrieben, dass die Angelegenheiten des Menschen niemand besser kennt als der Mensch selbst. Ebenso die Gottes Angelegenheiten kennt niemand, nur der Geist Gottes. Die Gottes Angelegenheiten kommen aus soweit anderer Welt her, dass wir sie gar nicht begreifen können, weil wir auf der Ebene des Menschengemütes nachdenken. Darum führt die lange Forschung der unverständlichen Stellen der Schrift gewöhnlich zur Irrlehre. Ja, wie kann der Mensch die Gottes Angelegenheiten verstehen wollen, wenn er nicht einmal sich selbst versteht? Wie kann er wissen, was Gott will, wenn er nicht weiß, was er selbst will? Wenn man sich in sich nicht auskennt, handelt es sich im Grunde um Frevel, wenn man sagt, dass man die Gottes Angelegenheiten versteht. Also das heißt, dass Fragen existieren werden, und wir werden nicht fähig sein, viele unter ihnen zu beantworten. Wir dürfen aber mit Sicherheit sagen, dass die biblischen Äußerungen einander nicht widersprechen.

Kehren wir zurück zur ursprünglichen Frage der Gottes Allwissenheit und der Menschenfreiheit. Also, weiß Gott voraus, was wir machen werden? Einerseits kennt er uns sehr gut als unser Schöpfer, also er kann voraus einschätzen, wie wir uns benehmen werden. Wenn er unsere ganze Zukunft bis in kleinste Details vorauswüsste, könnten wir noch sagen, dass wir freie Menschen sind? Gott versichert uns, dass er uns als freie Menschen geschöpft hat. Wenn er uns als freie Menschen geschöpft hatte, verzichtete er auf die Möglichkeit, über uns, über unsere Taten, unser Benehmen, alles im Voraus zu wissen. Damit ist seine Allwissenheit durchaus nicht in Zweifel gestellt - vielmehr nehmen wir zur Kenntnis, dass unser Verständnis der Begriffen Allmächtigkeit und Allwissenheit begrenzt ist und entspricht nicht der Tatsache. Diese unsere Mangelhaftigkeit hat auch eine positive Seite - sie hält uns in der Demut fest, sichert das, dass wir uns von unserer „Allwissenheit" nicht aufblähen.

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