Gesetz und Verweslichkeit

Mikuláš Török, 09.12.2017

Apostel Paulus schreibt in dem Brief an die Galater 3:11 – “dass aber durchs Gesetz niemand gerecht wird vor Gott, ist offenbar.” Wozu wurde also das Gesetz gegeben? Wieso kann niemand durchs Gesetz gerecht werden? Auf die erste Frage finden wir Antwort in Röm 3: Das Gesetz wurde gegeben um auf die Verweslichkeit und Sünde des Menschen zu zeigen. Es wird hier betont, dass alle „Juden wie Griechen“ unter der Sünde sind, wobei die Bezeichnung „Juden und Griechen“ keine Nationalitäts- oder Rassenbezeichnung ist, sondern Bezeichnung der Menschen unter dem Gesetz und ohne das Gesetz (Röm 3:9-18). Weiter dann „damit allen der Mund gestopft werde“ (Röm 3:19-20). Mit anderen Worten, damit alle Welt vor Gott ihre Schuld und Verweslichkeit verstehen würde und zwar auch diejenigen, die wegen ihren Hochmut vermutet haben, dass sie vor Gott bestehen könnten.

Es ist auch wichtig darauf aufmerksam zu machen, dass das Gesetz diese Schuld jedoch nicht bildet. Es entdeckt „nur“ den Verstoß.

 

Im weiteren Teil des dritten Kapitels wird es gezeigt, wie man gerecht werden kann – ohne Verdienst, aus Seiner Gnade, durch die Erlösung (Röm 3:24-31). Warum kann man nicht gerecht werden durch Gesetzes Werke? Antwort finden wir in Röm 8:3 – Dem Gesetz war es unmöglich, die Herrschaft der Sünde zu entfernen, ihm war es unmöglich, die Verweslichkeit der Menschen zu entfernen.

 

Auf die andere Seite legt Röm 2:13 und Gal 3:13 die Eventualität vor, dass der Mensch theoretisch durch Gesetzes Werke gerecht werden könnte. Darauf legt hier allerdings Paulus einen eindeutigen Einwand vor – keiner außer Jusus hat das Gesetz gehalten (Röm 2:14-15). Warum steht dann aber über Zacharias und Elisabeth geschrieben, dass sie „in allen Geboten und Satzungen des Herrn untadelig lebten“, das heißt sie waren fromm vor Gott (Lk 1:5-6)? Wie lösen wir diesen vermeintlichen Widerspruch? In demselben Kapitel finden wir eine klare Bestätigung davon, was Paulus in dem Brief an die Römer geschrieben hat und gleichzeitig auch die Lösung dieses „Widerspruchs“. In Lk 1:67-79 lesen wie über das klare Bekenntnis des Glaubens an den Erlöser. Diese Art des Glaubens ist bei Allen bemerkbar, die von Gott im Alten Testament als gerecht bezeichnet wurden. Diese Gerechten haben sorgfältig das Gesetz eingehalten, aber trotzdem waren sie sich dessen bewusst, dass sie es nicht ausschließlich eingehalten haben und dass nicht einmal fast vollkommene Einhaltung des Gesetzes ihre Verweslichkeit kaum löst.

 

In der Schrift gibt es beide Gruppen der Gerechten. Die ersten hat Gott selbst so bezeichnet und es gehört unter sie beispielsweise David, Josua, Abraham, Ijob und Andere. Sie haben sich bemüht, das Gesetz zu halten (respektive bei denen, die vor der Gesetzes Ausgabe gelebt haben – nach Gottes Begutachtung des Guten und des Bösen zu leben), so gut, wie sie es nur konnten. Dennoch waren sie sich ihrer Verstöße bewusst und es war ihnen auch klar, dass die einzige Lösung für ihren Zustand Gottes Gnade, Vergebung und Erlösung ist. In der zweiten Gruppe waren diejenigen, die vermeint haben, dass sie das Gesetz so vollkommen einhalten (sie haben sogar etwas über den Rahmen hinzugefügt), dass sie dank dessen wirklich gerecht sind und so brauchen sie keinen Erlöser. In der Schrift sehen wir jedoch, dass Gott solch eine „Gerechtigkeit“ nicht anerkennt. Jesus bezeichnete diese Menschen Heuchler und andere unschmeichelhafte Beifügungen.

 

Das Gesetz wurde also dazu gegeben, damit die Sünde und Verweslichkeit enthüllen würde, damit sich jeder dessen bewusst wäre, dass er Gottes Erbarmen, Vergebung sowie Erlösung braucht, dass er sich bis zum Grunde verwandeln muss und dass er dazu nicht fähig ist, denn diese Wendung kann nur Gott machen. Die menschliche Verweslichkeit enthüllt das Gesetz damit, dass der Mensch in seiner Erfüllung versagt.

 

Diese Verweslichkeit können wir auch am Beispiel des Sabbathaltens sehen. Gott musste einen Tag setzen, wann sich die Israeliten nicht nur mit ihren Interessen, Bedürfnissen u. ä. beschäftigen werden, sondern sie werden ruhen und sich Gott und Seinen Sachen widmen. Gott hat das als einen Tag gesetzt, wann sie die engste Beziehung mit Ihm haben sollen, genauso, wie es schon gleich von der Schöpfung bis zum Sündenfall war, als Gott an dem siebten Tag in Ruhe gekommen und geblieben ist. Genauso sollte in der Ruhe der Mensch bestehen. Er hat aber gesündigt und ist von dieser Ruhe entfallen. Schon nur das, dass Gott das Gebot „du sollst ausruhen und dich nur Meinen Sachen widmen“ setzen musste, zeigt auf die Erbärmlichkeit des Menschen. Das Sabbatgebote sagt eigentlich: „Wir werden nicht über die wirkliche Ruhe sprechen, aber versucht ihr das mindestens einen Tag in der Woche.“ Und ein noch größerer Jammer ist es, dass dem Menschen auch das Wenige unerfüllbar schwierig war und dieses Gebote genauso wie die anderen ständig gebrochen hat.

 

Jesus spricht in Matt 11:28-30 über die Ruhe, über die Erfüllung von Sabbatruhe. Es ist überhaupt keine Rede davon, dass es demjenigen, der mühselig an seinem Broterwerb arbeitet, mit Jesus einfacher gehen wird. Jesus sagt, damit alle, die die Botschaft von Johannes dem Täufer ernst genommen haben und sich darum bemühen, was er gepredigt hat – also um die Wiederaufbau der Gesetzeinhaltung – zum Jesus gehen und Er gibt ihnen die wirkliche Ruhe. Wie? – „Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig. Mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“

Die Nachricht ist nicht, dass alle Belastungen verschwinden und alles einfacher gehen wird, aber dass man sich dem Gott und seinem Dienst ausgibt. Ähnlich lesen wir in Matt 6:33 – „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach Seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen“ oder: bemüht ihr euch an meinem Werk, sagt Gott, und ich werde mich um euch kümmern. Es geht also um keine Samstags- (oder Sonntagsstillstehen), aber über ständige Ruhe.

 

Bezüglich der Erlösung von dem Gesetz herrscht ein großes Unverständnis. Dass uns Gott durch Jesus Christus von dem Gesetz erlöst hat, ist oft so wahrgenommen, dass das Gesetz so schwierig war, dass allein Jesus Christus fähig war, es einzuhalten und Er hat uns – als wir an Ihn geglaubt haben – von dem Gesetz und gleichzeitig von allen Regeln befreit. Jesus sagt jedoch nichts in diesem Sinne, ganz im Gegenteil. Beispielsweise: „Nicht nur, dass du nicht töten sollst, aber du sollst auch nicht hassen“. Es ist also nicht so, dass es ein unmöglich schwieriges Gesetz gegeben würde, das Jesus zu entfernen und zu mildern kam. In der Tat sind die Anforderungen des Gesetzes so herabgesetzt, damit man nach dem ersten Blick nicht alles aufgibt und nicht sich selbst sagt, dass es nicht einmal Sinn hat, es zu versuchen. Beziehungsweise auch wenn man die ursprüngliche Ruhe und das Sabbatgebote vergleichen würde, könnte man begreifen, dass die Anforderungen des Gesetzes so niedrig sind, dass etwa nicht einmal die vollständige Einhaltung den Menschen rechtfertigen kann. Das, was Gott in dem Gesetz nach dem Menschen forderte, war in der Tatsache doch sehr wenig und es war von der lückenlosen Vollkommenheit unglaublich weit entfernt. Das führt zu der Erkenntnis, dass jeder Mensch durchaus unverbesserlich, hoffnungslos und unheilbar gestört und verloren ist.

 

Zum Glück für uns hat Jesus das Gesetz eingehalten, was für Ihn sicher das geringste Problem in dem ganzen Plan der Erlösung war, wie wir in einigen seiner Äußerungen sehen können (sieh z. B. Luk 6:1-11, Luk 5:12-14). Jesus hat in der ständigen Ruhe in Gott (dem Vater) gelebt und gehandelt. Er war Gott und dadurch, dass Er Mensch geworden ist, hat Er nicht aufgehört, Gott zu sein, sondern Er hat sich bloß in Seiner Gottheit beschränkt, aber wenn darauf gekommen ist, hat er Seine Gottheit ganz offen gezeigt (Er hat Sünden vergeben) – es kommt nicht in Frage, dass Er mit der Einhaltung des Gesetzes gekämpft hat, denn Er bestand dauernd in Ruhe: „Ich und Vater, wir sind eins.“ (Joh 17:21)

 

Es lohnt sich nun das oft falsch verstandene siebte Kapitel Römern zu erwähnen. Apostel Paulus erklärt am Anfang, dass sich das Gesetz auf lebendige Menschen bezieht und dass man dem Gesetz nicht anders entkommen kann, als durch den Tod. Als Beispiel gibt er das eheliche Gesetz an (Röm 7:1-3).

 

Durch welchen Tod kann man von dem Gesetz entkommen? – Durch den, über den in dem vorherigen Kapitel die Rede ist (Röm 6:1-7). Also dadurch, dass wir an Jesus Christus geglaubt und uns mit Seinem Tode identifiziert haben, der Sünde und dem Gesetz abgestorben sind, denn Er hat die Sünde auf Seinem Leibe geschlagen durch Seinen Tod. Deswegen sind wir zu dem Dienst des Geistes befreit und nicht des Gesetzes Buchstabens – oder zu dem Dienst in der Völligkeit, in der Ruhe (Röm 7:4-6). Im Weiteren spricht Apostel Paulus über den Menschen allgemein. Die Sünde gab es auch vor dem Gesetz, denn damals sündigten die Menschen, aber ihr geschädigtes Gewissen hat sie auf keine Weise überwiesen, sie hatten kein Schuldgefühl oder Vorwürfe (Röm 7:7). Das Gesetz hat jedoch auf die Sünde gezeigt („die Sünde wurde lebendig“) und schon die Existenz des Gesetzes hat dann dem Menschen zu noch größerer Brechung gereizt. Das hat aber in der Tat kein Gesetz gemacht, denn es war gut und von Gott gegeben, aber es hat die Sünde gemacht, die bildlich gesagt „das Gesetz nimmt“, legt es dem Menschen vor die Augen und reizt ihn, damit er das Gesetz bricht, was eine weitere Schuld bringt (Röm 7:8-11). Das Gesetz ist heilig und gerecht, obwohl er so angepasst war (in seinen Anforderungen vermindert) der Verweslichkeit des Menschen (Röm 7:12). Deswegen ist der Verursacher des Todes kein Gesetz, sondern die Sünde. Das Gesetz wurde für die Offenbarung der Verweslichkeit und der Sünde gegeben (Röm 7:13).

 

In dem Rest des Kapitels ist die Rede von dem Zustand des Menschen unter dem Gesetz, nicht von einem neugeborenen Menschen. Denn wenn man nicht unter dem Gesetz ist, ist man erlöst, und wenn man erlöst ist, dann ist man der Sünde abgestorben und die Sünde herrscht über ihn nicht mehr. Dann kann man aber nicht behaupten, dass man etwas macht, was man nicht will. Falls man so ein Gefühl hat, entsteht die Frage: Warum hat dieser Mensch an Gott geglaubt, wenn dies ein Ergebnis ist?

 

Wie kann ein Mensch (unter dem Gesetz) zulassen, dass das Gesetz gut ist? – Weil damit, dass er etwas nicht tun will, aber er tut es, enthüllt in sich selbst einen Widerspruch, der die Gerechtigkeit von Gottes Gesetze und seine eigene Verweslichkeit gegeneinander gibt, womit er zeigt, dass das Gesetz eigentlich gut ist (Röm 7:14-16).

 

Auch in Röm 7:17-18 ist ständig die Rede von einem Menschen unter dem Gesetz. Denn was für einen komischen Zustand es wäre, wenn ein neugeborener Mensch – in welchem doch nicht mehr „er, sondern Christus lebt“ erleben würde, dass „in mir (in meinem Leibe) nichts Gutes wohnt“? Diese und andere ähnliche Aussagen benutzt man oft als Mittel zu der Legalisierung der Sünde im Christenleben.

 

Weiterhin beschreibt Apostel Paulus die letzte Stufe, bevor sich ein Mensch unter dem Gesetz wenden (neugeboren) kann. Es wird hier die eigene Erfahrung von Paulus vorgelegt (Röm 7:22), wo er selbst wirklich Gefallen fand (die offenbarte Gerechtigkeit), aber es war in ihm etwas (Sünde), was wesentlich dagegen war (Röm 7:19-23). Er fragt, „wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes (von dem Leibe der Sünde)“ (Röm 7:24) und gleich knüpft er an – „Ich danke Gott durch Jesum Christum, unserem Herrn.“ (Röm 7:25).

 

Paulus geht in dem ganzen Kapitel am Beispiel seines Lebens alles durch, was man allgemein erleben kann. Von dem absoluten Heidentum und Unbekanntheit Gottes (Röm 7:9), durchs Gesetz (Röm 7:7), bis zu dem Punkt, wann er Lust an Gesetz hat (Röm 7:22).

 

Aus dem oben genannten muss es klar sein, dass Zustände und Aussagen wie „Denn ich tue nicht, was ich will, aber was ich hasse, das tue ich“ oder „so tue ich dasselbe nicht; sondern die Sünde, die in mir wohnt“ können nicht und sind nicht dem neugeborenen Menschen zugeschrieben. Geben wir an, dass es in diesem Kapitel keine Rede von Erliegen der Verführung ist, wiewohl es auch passieren kann. Der Verführung zu erliegen ist jedoch etwas ganz Anderes, als dass die Sünde über uns ständig herrscht. Über dem neugeborenen Menschen herrscht dank Jusus Christus keine Sünde mehr, wie es das ganze achte Kapitel Römer bezeugt.

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