Du und dein Haus werden gerettet

M. Török, 03.09.2008

Apostelgeschichte 16:20-34 ...und führten sie zu den Hauptleuten und sprachen: Diese Menschen machen unsere Stadt irre; sie sind Juden 21 und verkündigen eine Weise, welche uns nicht ziemt anzunehmen noch zu tun, weil wir Römer sind. 22 Und das Volk ward erregt wider sie; und die Hauptleute ließen ihnen die Kleider abreißen und hießen sie stäupen. 23 Und da sie sie wohl gestäupt hatten, warfen sie sie ins Gefängnis und geboten dem Kerkermeister, dass er sie wohl verwahrte. 24 Der, da er solches Gebot empfangen hatte, warf sie in das innerste Gefängnis und legte ihre Füße in den Stock. 25 Um Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und lobten Gott. Und es hörten sie die Gefangenen. 26 Schnell aber ward ein großes Erdbeben, also dass sich bewegten die Grundfesten des Gefängnisses. Und von Stund an wurden alle Türen aufgetan und aller Bande los. 27 Als aber der Kerkermeister aus dem Schlafe fuhr und sah die Türen des Gefängnisses aufgetan, zog er das Schwert aus und wollte sich selbst erwürgen; denn er meinte die Gefangenen wären entflohen. 28 Paulus rief aber laut und sprach: Tu dir nichts Übles; denn wir sind alle hier! 29 Er forderte aber ein Licht und sprang hinein und ward zitternd und fiel Paulus und Silas zu den Füßen 30 und führte sie heraus und sprach: Liebe Herren, was soll ich tun, dass ich selig werde? 31 Sie sprachen: Glaube an den HERRN Jesus Christus, so wirst du und dein Haus selig! 32 Und sie sagten ihm das Wort des HERRN und allen, die in seinem Hause waren. 33 Und er nahm sie zu sich in derselben Stunde der Nacht und wusch ihnen die Striemen ab; und er ließ sich taufen und alle die Seinen alsobald. 34 Und führte sie in sein Haus und setzte ihnen einen Tisch und freute sich mit seinem ganzen Hause, dass er an Gott gläubig geworden war.

 

Johannes 1:12-13 Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, die an seinen Namen glauben; 13 welche nicht von dem Geblüt noch von dem Willen des Fleisches noch von dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind.


Epheser 2:4-9 Aber Gott, der da reich ist an Barmherzigkeit, durch seine große Liebe, damit er uns geliebt hat, 5 da wir tot waren in den Sünden, hat er uns samt Christo lebendig gemacht (denn aus Gnade seid ihr selig geworden) 6 und hat uns samt ihm auferweckt und samt ihm in das himmlische Wesen gesetzt in Christo Jesu, 7 auf dass er erzeigte in den zukünftigen Zeiten den überschwenglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christo Jesu. 8 Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch den Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, 9 nicht aus den Werken, auf dass sich nicht jemand rühme.

(Luthersübersetzung)

In dem biblischen Buch Apostelgeschichte lesen wir über einen Kerkermeister (Apg 16:20-34), der mit seinem ganzen Haus gerettet wurde, als ihm Paulus und Silas das Evangelium kündigten. Das ist eine bemerkenswerte Geschichte und es lohnt sich, sie uns ein wenig näher zu bringen. Paulus und Silas wurden ohne Gericht gegeißelt und ins Gefängnis gesperrt. Als sie um Mitternacht beteten, fing ein großes Erdbeben an, die Gefangenen waren alle Bande los und es wurden alle Türen geöffnet. Der Kerkermeister erschrak sich, dass ihm alle Gefangenen geflohen waren. Als ihn aber Paulus versichert hatte, dass alle auf ihren Plätzen sind, platzte er verblüfft zu Paulus und Silas heraus: „Herren, was soll ich tun, um gerettet zu werden?" Die Apostel sagen zu ihm: „Glaube an Jesus Christus und du und dein Haus werden gerettet." Weiter lesen wir, dass der Kerkermeister seine Leute versammelt hatte, Paulus predigte ihnen Christus und alle Zuhörer schenkten Jesus ihr Glauben und wurden getauft.

 

Diese verwunderliche Geschichte bietet aber gleich manche Fragen. In Johannes 1:12-13 ist geschrieben, dass man Gottes Kind nur so werden kann, wenn man an seinen Namen glaubt und von Gott geboren ist. In Eph 2:4-9 lesen wir auch, dass man nur aus seiner Gnade gerettet werden kann. Wie stimmen diese Stellen des Gottes Wortes damit überein, was wir in der Apostelgeschichte über den Kerkermeister lesen? Das sieht so aus, als ob ihre Rettung damit gegeben sei, dass der Kerkermeister gläubig wird. Das ist allerdings im Gegensatz zu oben genannten Proklamationen des Gottes Wortes. Die Leute aus dem Haus von Kerkermeister wurden nicht darum gerettet, weil er gläubig geworden war - das wäre im Gegensatz zu der Heiligen Schrift. Sie wurden darum erlöst, dass sie selbst gläubig werden. Welche Rolle spielte also der Kerkermeister darin? Auf welcher Basis erklärt Paulus jene gewaltige Verheißung? Und was ist eigentlich der genaue Inhalt jener Verheißung „glaub und es werden du und dein Haus gerettet"? Das ist wichtig auch darum, weil sich Menschen auf der ganzen Welt diese Verheißung „zueignen". Berechtigterweise? Recht?

 

Diese Verheißung kann wohl darauf beziehen, dass wenn ich gläubig geworden bin, dann hoffe ich, dass auch meine Kinder, meine Frau, „mein Haus" einmal gläubig werden. Hoffentlich kann man sie auch darauf beziehen, wenn ich dauernd mit Jesus gut leben werde, wird auch „mein Haus" erlöst. Aber diese Geschichte spricht über etwas anderes als davon, dass ich „Glauben habe", und darum meine Nächsten einmal in der Zukunft gläubig werden. Hier handelte es sich allerdings um ein unmittelbares Ereignis. Der Kerkermeister hatte seine Leute zusammengerufen und alle waren gläubig geworden und dann wurden sie getauft. Gleich, in der Nacht. Das war nicht so, dass die Leute aus dem Haus vom Kerkermeister einmal gläubig werden, sondern sie alle wurden auf einmal gerettet!

 

Diese Geschichte ist nicht davon, dass man sich bekehrt, und einmal in der Zukunft, in drei Jahren, sich seine Ehefrau und seine Kinder auch bestimmt bekehren. Hier handelte es sich um einen Abend.

 

Der Satz „du und dein Haus werden gerettet" ist auch kein Vorbild der christlichen Kindererziehung (dazu kann man viele andere Stellen des Gottes Wortes finden). Der Kerkermeister war Heide und am damaligen Abend waren Leute aus seinem Haus zusammengekommen, die erst an dem Abend gläubig wurden. Paulus war in der Zeit zum ersten Mal in Philippi, sodass die Leute wahrscheinlich noch nie das Evangelium gehört hatten.

 

Denken wir auch darüber nach, was geschehen wäre, wenn der Kerkermeister nicht gläubig geworden wäre. Wären diese Menschen an dem Abend gläubig geworden? Wahrscheinlich nicht. Wenn der Kerkermeister nicht gläubig geworden wäre, hätte er höchstwahrscheinlich nicht erlaubt, dass die Apostel in seinem Hause predigten, und dann hätten auch die anderen nicht das Wort hören und an es glauben können. Das heißt aber bestimmt nicht, dass sich die Leute am zweiten oder dritten Tag oder einmal später bei einer anderen Gelegenheit nicht bekehren können. Wenn jemand nicht gläubig geworden ist, ist das kein Hindernis dafür, damit ein anderer Mensch gläubig wird. Wir glauben sehr stark an persönliche Verantwortung jeder einzelnen Person.

 

Diese Geschichte zeigt, dass die Erlösung der Leute bei dem Kerkermeister sehr eng damit zusammengehängte, was für ein Mensch er selbst war. Was für Bedingungen er ihnen vorbereitete. Nicht nur an dem Abend, sondern langfristig. Und es ist noch zu bemerken, dass gute Bedingungen, die der Kerkermeister seinen Menschen vorbereitete, waren nicht dadurch gegeben, dass er sich schon früher zu Jesus bekehrt hatte. Der Kerkermeister wurde doch in derselben Zeit gläubig wie alle anderen. Gott musste aber etwas auf dem Menschen sehen, wenn er ihm so große Ermutigung gab - dass den Abend nicht nur er, sondern auch all sein Haus gläubig wird. Haben wir aber noch im Gedächtnis, dass man damals mit den Worten „das ganze Haus" ganze Familie, Knechtschaft usw. meinte, also es könnte sich um mehrere Leute handeln. Der Kerkermeister war bestimmt der erste von ihnen, der das Evangelium hören wollte. Und er hatte den Posten und die Autorität dazu, damit auch die anderen Mitglieder seines Haushaltes das Evangelium abhören. Damit er nicht allein bliebe, zu wem die Apostel das Evangelium predigen könnten. Diesen Abend verwertete der Kerkermeister, wie er gelebt und wie er sich um seine Familie gekümmert hatte und wie große Autorität er hatte. Gerade diesen Abend entschied er über die Ewigkeit der Leute in seinem Haus mit. Der Kerkermeister lebte so dessen ungeachtet, dass er natürlich nicht wissen konnte, ob und wann solcher Augenblick kommt. Darum hat ihm Gott durch den Mund des Apostel Paulus gesagt, dass nicht nur er selbst gerade den Abend gerettet wird, sondern auch all sein Haus. Das wurde gezielt gerade ihm gesagt - das ist keine Verheißung für alle. Diese Stelle in der Heiligen Schrift ist auch keine Formel, die man jedem aufsagen kann. Und gar nicht denen, die keine Verantwortung für die ihren tragen und sich um sie nicht kümmern und darum haben sie gegen sie selbstverständlich auch keine wirkliche Autorität.

 

Wenn man aber wirklich in die Tiefe dessen, was in dieser Geschichte mitgeteilt wurde, eindringt, kann man motiviert sein, anderen Leuten um sich die meist besten Bedingungen zu schaffen. Das fordert, dass man dafür all sein Leben gibt und an den Nutzen der anderen denkt. Diese Geschichte zeigt, dass sich das wirklich lohnt.



 

 

 

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